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Zu „Warteraum Zukunft“:

Das Leben als endlose Warteschleife

Siegburg. Dieser Tag wird für Daniel mit einer Katastrophe enden, die Zuschauer in der Studiobühne ahnen es schon nach den ersten Minuten von "Warteraum Zukunft". Und doch sind sie keine anderthalb Stunden später erstaunt, wie sehr der vermeintliche Hoffnungsträger abstürzt, ohne es überhaupt zu merken.

In dem preisgekrönten Stück von Oliver Kluck ist Daniel (Johannes Zajdowicz) Ingenieur in einem mittelständischen Unternehmen, ein "Innovationskader", wie sein Chef fabuliert; fachlich brillant, aber oberflächlich, beziehungsunfähig und latent sozialgestört. Kurzum, kein bisschen anders als seine Kollegen und Vorgesetzten (Sophie Botschek, Nele Büschgen, Ida-Friederike Hammen, Koray Tuna und Stella Withenius), allesamt graue Büromäuse, die sich mit ihren grotesken Marotten längst in angenehm egoistischer Oberflächlichkeit eingelebt haben. Daniel, in beruflichen Dingen ebenso ambitioniert wie zynisch, hofft auf den großen Karrieresprung, der ihn aber nur in die rumänische Provinz führen wird. Und auch ein abendlicher Partybesuch endet als genüsslich ausgespieltes Fiasko. Was sich jetzt schwer nach Klischees anhört, inszeniert Regisseur Tobias M. Walter so facettenreich und präzise, dass den Zuschauern immer wieder das Lachen im Hals stecken bleibt. Das beginnt mit einer bizarren Bürostuhl-Choreografie des Ensembles in einem irritierenden Bühnenbild und führt zu einer aufwendigen und sehr präzise umgesetzten Live-Videoprojektion. Was andernorts gerne selten mehr als netter Schnickschnack ist, macht hier Sinn, um die Figuren zu brechen und mit ihrem Innenleben nach außen zu kehren.

So konnten die Zuschauer der ausverkauften Premiere einen Tag lang an Daniels Leben als triste Endlosschleife teilnehmen, angefangen vom unerträglichen Gute-Laune Radio im Pendlerstau über das ritualisierte Studium der Speisekarte in der Kantine bis hin zu sinnentleerten Meetings. Platte Kapitalismuskritik war Walter dabei zu wenig: "Ich wollte bestimmte Rituale der Arbeitswelt darstellen, die den Zuschauern und auch den Schauspielern vertraut sind."

Das Kalkül ist wohl aufgegangen. "Wie bei uns im Büro", raunte eine Premierenbesucherin schon nach zehn Minuten. Auch bot sich das Stück für die Schauspielerschüler an, weil es Textflächen statt genau definierter Rollen bietet, sagte Walter: "So konnten die Mitwirkenden in ganz unterschiedliche Rollen schlüpfen" Sie taten das offenbar nur zu gerne. Das Resultat war ein von großer Spielfreude befeuerter, intensiver Theaterabend, getragen von einem jungen Ensemble, das stellenweise über sich hinauswuchs.

Was das nun alles mit dem Schauspieler und Sänger Volker Lechtenbrink zu tun hat, wird sich wieder in der Saison 2018/19 zeigen, wenn "Warteraum Zukunft" regelmäßig auf dem Spielplan stehen wird.

Im Stück "Warteraum Zukunft" schlüpfen die Mitwirkenden in ganz unterschiedliche Rollen.

, Markus Peters, Kölner Stadt-Anzeiger am
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