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Zu „Wochenend-Affären“:

Verwirrspiel mit Partnerwechsel

Siegburg. Bevor mit den "Wochenend-Affären" der Spielplan der Siegburger Studiobühne nach coronabedingter Durststrecke jetzt wieder ins normale Fahrwasser kam, begab sich Theaterleiter René Böttcher auf "Traumreise" mit den Besuchern. Die möchten sich bitte vorstellen, ein Mensch zu sein, der nichts anderes kann als Theater. Und sie sollten sich in eine Stimmung versetzen, die einen überkommt, weil man nach einer etwa durch einen Asteroideneinschlag verursachten achtmonatigen Pause wieder spielen kann. "Wenn Sie jetzt etwas Hüpfendes in der Magengegend fühlen, empfinden Sie genau das, was wir heute Abend spüren." Dem folgte solidarischer Applaus, der aber der einzige bleiben sollte, der an diesem Abend Besinnlichem galt.

Dauerkichern im Publikum

Denn mit Robert Hawdons Boulevard-Komödie nahmen Böttcher und Co-Leiterin Maike Mielewski ein Stück ins Programm, bei dem niemand Zeit für Tristesse verschwenden wollte. Schon des Ensembles wegen, das sich nach der Zwangspause in Galaform zeigte und die Aufführung zu einer solchen werden ließ. So zog sich das Dauerkichern ebenso als roter Faden durch den Abend wie die vielen Täuschungsmanöver und getauschten Rollen.

Mit denen operieren wechselweise Leni und ihre beste Freundin Clara, um im Falle der Ersteren die Ehe mit Roland, dem Ehemann der Zweiten, zu brechen. Die möchte ihrerseits am Wochenende den Seitensprung mit dem Franzosen Robert pflegen. Diesen Plan durchkreuzt die unerwartete Anwesenheit ihres Mannes Roland, dessen Geschäftsreise ausfällt, weil das "Reiseziel" Leni auf Claras versehentlicher Einladung hin schon im Hause von Roland und Clara weilt. Alles klar? Den dauervergnügten Gästen war es egal, wenn sie alle Liaisons und Verwirrspiele nicht sofort durchschauten. Der Weg zum turbulenten Finale mit seinen herrlichen Kontrasten aus Zweideutigkeiten und subtilen Pointen und der Running-Gag-Frage, ob die Lüste im purpurnen, gelben, rosafarbenen oder blauen Schlafzimmer gestillt werden, waren der eigentliche Gewinn.

Etwa wenn die grandiose Ida-Friederike Hammen als Leni der nicht minder großartigen Clara (Aileen Silberzahn) ihre Prinzipien verdeutlicht: "Leute mit Ehemännern besuchen Freunde nicht mit falschen Ehemännern, bloß damit diese Freunde ihre eigenen Ehemänner mit anderer Leute Ehemänner betrügen können." So ein Satz müsse sitzen und fordere deshalb hohe Konzentration, räumte René Böttcher ein. "Eine Komödie ist die größte Herausforderung im Theater", so der Regisseur: "Wenn bei den Pointen oder choreographischen Elementen das Timing nicht stimmt, ist das ganze Stück nichts mehr wert."

Da hat sein Ensemble ja alles richtig gemacht. Wie Christoph Wolff alias Robert. Er mimte den französischen Macho mit glühenden Augen derart überzeugend, als wolle er zusätzlich jede Dame auf der Tribüne von seinen Fähigkeiten überzeugen. Oder das 20-jährige Talent Jannik Hazelhof, der mit seiner Rolle des Interieurdesigners ("und bitte nicht Dekorateur") Rüdiger verschmolz, spielerisch mit dessen differenzierten Wesenszügen umging.

Die Gäste gaben dem Stück bereits in den Pausengesprächen Bestnoten. Gar "familiär einbezogen" fühlte sich eine Besucherin durch die Nähe des Publikums zu den Akteuren. Was ein zusätzliches Lob ist. Denn diese fehlende Distanz sei laut Böttcher eine weitere "erhebliche Herausforderung".

, Peter Lorber, Kölner Stadt-Anzeiger am
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