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Zu „Dinner for One“:

36 Gäste und ein Tigerfell aus Plüsch

Förderer haben geholfen, den Schauspielbetrieb an der Siegburger Studiobühne aufrechtzuerhalten - zum Dank gibt es ein "Dinner for One"

Jahr um Jahr ist es die gleiche Prozedur: Miss Sophie feiert Geburtstag, und ihr Butler James serviert nicht nur Getränke und Speisen, er gibt zugleich mit voller Hingabe die vier Geburtstagsgäste. Die Geschichte rund um das "Dinner for one" ist ein Klassiker und gehört zu jedem Silvesterabend dazu. Aber auch fernab des Jahreswechsels und bei alles andere als winterlichen Temperaturen, funktioniert das Stück. Das zeigt die Siegburger Studiobühne jetzt im Spiegelsaal der Röstburg.

In einer Pre-Premiere servierte sie ihren Freunden und Förderern vorab ihr "Dinner for One" - als Dankeschön für deren langjährige Unterstützung. Ab Oktober wird dann regelmäßig in der Röstburg "serviert". Zu den vier Gästen des betagten Geburtstagskindes gesellen sich in Siegburg 36 weitere Gäste. Butler James (Christoph Wolff) begleitet einen jeden an einen der Sechser-Tische, die rund um Miss Sophies (Simone Walleck) Geburtstagstafel drapiert sind. Das obligatorische Tigerfell - allerdings in einer Plüschvariante - liegt zwischen der langen Tafel und dem Buffet als Stolperfalle bereit.

Alle, die an diesem Midsommer-Abend zusammen im Spiegelsaal sitzen, haben etwas gemeinsam, hebt Theaterleiter René Böttcher zu Begrüßung hervor. Alle seien ausgewählte Gäste, die den Verein Theaterschatz und seine Studiobühne auf verschiedenen Ebenen unterstützen. Dafür wolle die Einrichtung danken und etwas zurückgeben: Ein Schauspiel mit Drei Gänge-Menü.

"Wir haben in den vergangenen Jahren viel Unterstützung erfahren", sagt Claudia Böttcher, Geschäftsführerin des Vereins Theaterschatz, der Studiobühne, Schauspielschule und Theater Tollhaus unter seinem Dach vereint. Diese seien besonders schwer gewesen. Erst konnte die Einrichtung ihre Bühne im VHS-Studienhaus nicht nutzen, da dort neue Fenster eingesetzt wurden, dann schränkte die Corona-Pandemie den Betrieb ein - und jetzt musste sie das Studienhaus wegen Sanierungsarbeiten für ein Jahr verlassen und residiert seitdem im Turm auf dem ehemaligen Phrixgelände, ohne eigene Bühne. "Ohne unsere Förderer ginge das nicht", so Claudia Böttcher.

Manche sind seit 20 Jahren Mitglied im Förderverein, andere machen immer wieder großzügige Spenden und wieder andere stellen Gästezimmer für Regisseure oder Darsteller zur Verfügung, zählt sie auf, wie die Hilfe konkret aussieht. Mit dem Gastspiel in der Röstburg erobert sich die Studiobühne im Übrigen einen weiteren Spielort in Siegburg. "Die Idee einer Zusammenarbeit gibt es schon länger", sagt Claudia Böttcher. Das "Dinner for One", für das die Studiobühne letztmalig auf Fördermittel aus dem Bundesprogramm "Neustart Kultur" zurückgreifen konnte, sei nun der Auftakt, später solle auch das Programm "Liebe satt" im Spiegelsaal zu sehen sein sowie Ende des Jahres die "Werkstatt der Schmetterlinge".

Nach der Sommerpause steht das Ensemble zudem mit vier Stücken in der Aula des Gymnasiums Alleestraße auf der Bühne. "Finanziell ist die Zeit ohne eigene Bühne für uns ein Desaster", sagt Böttcher. Als Institution sehe der Theaterschatz die Zeit am Turm allerdings inzwischen positiv: "Es zeigt, welche Potenziale in uns stecken." Drei Mal haben Regisseur Bardia Rousta, Christian Wolff und Simone Walleck ihr "Dinner for One" vor der Premiere auch in der Röstburg geprobt - damit kein Getränk an der Wand und durch die Luft fliegendes Essen nicht doch im Publikum landet.

Ein so vertrautes Stück zu spielen, sei schon etwas Besonderes, sagt Simone Walleck. "Die Herausforderung ist, es trotzdem auch mit eigenem Leben zu füllen", ergänzt Christian Wolff. Das ist ihnen in jedem Fall gelungen. Insgesamt 21 Mal feiern sie ab Oktober den "90. Geburtstag" - natürlich auch an Silvester. 

, Nadine Quadt, Bonner General-Anzeiger am
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