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Bürgertheater spielt Wagners Ring im Schnelldurchlauf
Siegburg · Wagners „Ring des Nibelungen“ besteht eigentlich aus vier langen Opern. Die Studiobühne Siegburg zeigt auf dem Michaelsberg ein Stück, das die Erzählung auf das Wichtigste komprimiert. Warum das Publikum beim Anblick des Ensembles herzhaft lachen muss.
Das Bürgertheater-Ensemble „Attitüde“ der Studiobühne Siegburg bringt „Wagners Ring des Nibelungen“ auf die Bühne. Genau genommen auf die Wiese am Johannistürmchen auf dem Michaelsberg. Wenn die mythischen Rheintöchter zum Lied Dschinghis Khan der gleichnamigen Band den Haka tanzen, einen traditioneller Kriegstanz der Ureinwohner Neuseelands, oder sich mit Popcorn und Cola unter die Zuschauer mischen und den Film „Apokalypse Now“ mit dem Wagner-Stück „Ritt der Walküren“ anschauen, wird manch ein Besucher sich jedoch fragen, ob er in der richtigen Aufführung gelandet ist.
Natürlich zeigt das Ensemble den Ring nicht in der Original- Fassung, weil die rund 16 Stunden dauert. „Wir haben das Werk auf 90 Minuten gekürzt und zeigen das, was Wagner wohl wirklich gemeint hat“, erklärt Regisseur Bardia Rousta mit breitem Grinsen. Und setzt noch einen drauf: „Was in Bayreuth gespielt wird, ist viel zu aufgeblasen, das ist nicht Wagner.“ „Schräg“ sei untertrieben, um das Stück zu charakterisieren, sagt er: „Es ist eine völlige Klamotte, eine Persiflage, hat Tempo und keiner der Protagonisten ist sich zu schade, sich zum Dödel zu machen“, so Rousta.
Er weist darauf hin, dass trotz der gekürzten Fassung alle Akteure und wesentlichen Handlungen aus Wagners Ring Bestand der Komödie seien. Etwa die Szene, wo Wotan dem Riesen Fafner als Lohn für den Bau Walhallas seine Schwägerin, die Göttin Freya, verschachert. Seine Frau Fricka findet das überhaupt nicht lustig — der Zuschauer aufgrund der Situationskomik schon. Allein das Erscheinen Wotans im Superman-Kostüm sorgt für Lacher.
Alles ist überdreht, schrill, bunt und komisch. Der Sprache der Akteure ist anzumerken, dass nichts ernst gemeint ist. Untermalt wird das Ganze mit deutschem Schlager aus den 1960er und 1970er Jahren. „Das erinnert wenigstens ein bisschen an Oper“, betont der Regisseur, auch wenn die Musik eigentlich nicht das Geringste mit Wagner und einer Oper zu tun hat.
Gar nicht so laienhaft
Es gehöre schon einiger Mut dazu, sich in absurden Kostümen und aberwitzigen Szenen vor Publikum zu präsentieren, berichtet Benedikt Vogt, der der elfköpfigen Laienspielgruppe angehört. „Ich versuche das Publikum auszublenden und konzentriere mich nur auf das Spiel“, verrät der 59-jährige Einzelhandelskaufmann. Seit einem Jahr probt er mit den anderen Mitgliedern und ist begeistert „von der Dynamik, die von der Gruppe ausgeht.
Der Verein Theaterschatz bietet neben dem Kinder- und Jugendtheater Tollhaus, der Schauspielschule Siegburg und der Studiobühne seit letztem Jahr ein Theater für Laien ab 18 Jahren: Das Bürgertheater. Das umfasst mittlerweile drei Gruppen mit insgesamt 35 Teilnehmern. Auch wenn es sich um Laien handelt, wurde bei der Gründung im Rahmen eines Vorsprechens darauf geachtet, ob jemand Talent mitbringt, Potenzial bei ihm vorhanden ist und er zu einer Gruppe passt.
Rousta kann seitdem nach eigenen Worten eine erstaunliche Entwicklung bei den Hobby-Schauspielern feststellen. Er setzt auch bei den Laien auf hohes Niveau: „Das Publikum soll sagen, es war im Theater und nicht bei einem Laienspiel.“
Premiere: Freitag, 14. Juni, 20 Uhr, Johannisgarten am Johannistürmchen auf dem Michaelsberg. Karten zum Preis von 15 Euro und weitere Termine unter www.theaterseite.de.